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Geplantes Apotheken-Reformgesetz gefährdet Arzneimittelversorgung

02.08.2024 09:51 Uhr

Bayern hat in den letzten zehn Jahren über 500 Apotheken verloren. Rund hundert davon allein im vergangenen Jahr. Derzeit gibt es in Bayern noch 2.741 Apotheken, Tendenz sinkend. Dabei handelt es sich um den niedrigsten Stand seit 1979. Nun will Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach ein Apotheken-Reformgesetz (ApoRG) auf den Weg bringen, das diese Negativentwicklung rasant beschleunigen würde. Die bewährte und sichere Arzneimittelversorgung der Patientinnen und Patienten durch wohnortnahe öffentliche Apotheken würde in ihren Grundfesten erschüttert. Bei einem Informationsgespräch am heutigen Donnerstag tauschten sich Bayerns Gesundheitsministerin Judith Gerlach, der Präsident der Bayerischen Landesapothekerkammer (BLAK), Thomas Benkert und der Vorsitzende des Bayerischen Apothekerverbandes e. V. (BAV), Dr. Hans-Peter Hubmann über die zu erwartenden Folgen der Pläne von Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach aus.

Bayern hat in den letzten zehn Jahren über 500 Apotheken verloren. Rund hundert davon allein im vergangenen Jahr. Derzeit gibt es in Bayern noch 2.741 Apotheken, Tendenz sinkend. Dabei handelt es sich um den niedrigsten Stand seit 1979. Nun will Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach ein Apotheken-Reformgesetz (ApoRG) auf den Weg bringen, das diese Negativentwicklung rasant beschleunigen würde. Die bewährte und sichere Arzneimittelversorgung der Patientinnen und Patienten durch wohnortnahe öffentliche Apotheken würde in ihren Grundfesten erschüttert. Bei einem Informationsgespräch am heutigen Donnerstag tauschten sich Bayerns Gesundheitsministerin Judith Gerlach, der Präsident der Bayerischen Landesapothekerkammer (BLAK), Thomas Benkert und der Vorsitzende des Bayerischen Apothekerverbandes e. V. (BAV), Dr. Hans-Peter Hubmann über die zu erwartenden Folgen der Pläne von Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach aus.

„Durch die Zulassung von reinen Arzneimittel-Abgabestellen ohne persönlich anwesende Apothekerin oder Apotheker wird der Begriff „Apotheke“ ausgehöhlt“, so Kammerpräsident Benkert. Durch die geplanten Maßnahmen entstünden Gefahren für die Patientensicherheit, weil damit eine qualitativ schlechtere Versorgung mit Arzneimitteln etabliert werde. So etwa bei der Beratung von Patientengruppen, die eine große Vielzahl an Arzneimitteln brauchen oder bei der Herstellung individueller Rezepturen, zum Beispiel für Kinder. Ebenso bei der Abgabe von stark wirkenden Schmerzmitteln, oftmals für Krebspatienten.

Ministerin Gerlach ergänzte: „Die geplante Apothekenreform des Bundesgesundheitsministers schwächt die Vor-Ort-Apotheken mehr, als dass sie sie stärkt. Videoapotheken ohne anwesende Apotheker können nicht die einzige Idee sein, um auch in Zukunft eine flächendeckende Versorgung sicherzustellen. Dies stellt eine große Gefahr für die sichere wohnortnahe Rund-um-die-Uhr-Versorgung der Menschen mit Arzneimitteln vor allem in den ländlichen Regionen dar.“

Arzneimittel-Versorgung aufrechterhalten, Vergütung anpassen

Zudem sieht das ApoRG außerdem nach wie vor keine auskömmliche Vergütung für die Versorgung mit verordneten Arzneimitteln vor. Diese ist aber dringend notwendig, um weitere Apothekenschließungen zu verhindern. BAV-Vorsitzender Dr. Hans-Peter Hubmann: „Mit der aktuellen Honorierung befinden wir uns auf dem Niveau von 2013. Im gleichen Zeitraum sind jedoch Personal-, Betriebs- und Lebenshaltungskosten massiv gestiegen. Ebenso die Arbeitsbelastung. Denn immer mehr gut ausgebildete Fachkräfte wie Apotheker, PTA und PKA kehren der Apotheke den Rücken, da sie in anderen Branchen besser verdienen.“

Dr. Hubmann weiter: „Daher fordern wir das BMG dazu auf, den völlig verfehlten Referentenentwurf zurückzuziehen und endlich für eine angemessene Finanzierung des bewährten Systems Sorge zu tragen. Wir wissen die Bayerische Staatsregierung in dieser Frage eng an unserer Seite. Unsere Sorgen werden auch parteiübergreifend in den Bundesländern geteilt, wie sowohl Beschlüsse der Regierungschefs als auch der Gesundheitsministerkonferenz belegen. Wir setzen daher auf die Initiative der Länder, das Lauterbach´sche Gesetzesvorhaben mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln aufzuhalten. Denn damit würde die bewährte, ortsnahe Versorgung der Bevölkerung mit Arzneimitteln durch öffentliche Apotheken nachhaltig beschädigt, ja sogar unwiederbringlich zerstört.“

Gerlach betonte: „Ich teile die Befürchtungen der Apothekerinnen und Apotheker. Um das Apothekensterben zu beenden, müssen die Leistungen der öffentlichen Apotheken endlich wieder angemessen vergütet werden. Nur so können die durch die Energiekrise und die Inflation gestiegenen Betriebskosten der öffentlichen Apotheken kompensiert werden.“

Die Ministerin fügte hinzu: „Mit seinen aktuellen Plänen gefährdet Bundesgesundheitsminister Lauterbach die Versorgung von Patientinnen und Patienten. Die Bundesregierung muss diesen Gesetzentwurf in Abstimmung mit den Apothekerinnen und Apothekern und den Ländern dringend überarbeiten. Auch die Gesundheitsministerkonferenz hat die Bundesregierung aufgefordert, die erforderlichen Rahmenbedingungen zu schaffen, um die bewährte Arzneimittelversorgung der Bürgerinnen und Bürger durch wohnortnahe Vor-Ort-Apotheken auch in der Nacht und an Feiertagen in Zukunft zu sichern.“

 

Dr. Hans-Peter Hubmann (BAV-Vorsitzender), Staatsministerin Judith Gerlach, Thomas Benkert (Kammerpräsident) (v.l.n.r.)
copyright: StMGP

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