Apotheker beraten junge Mütter
In den ersten Lebensmonaten ist die Muttermilch für das Baby das beste und natürlichste Nahrungsmittel. Viele Apotheken in Bayern unterstützen deshalb die internationale Weltstillwoche von 4. bis 10. Oktober 2010. Wir haben mit Dr. Volker Schmitt, Sprecher der Apotheker in Bayern über die Vorzüge des Stillens gesprochen.
Warum empfehlen Sie jungen Müttern zu stillen?
Apotheker Schmitt: Die Nährstoffe der Muttermilch sind ideal an die Bedürfnisse des Säuglings angepasst. Muttermilch schont das noch nicht voll funktionsfähige Verdauungssystem des Babys und fördert die natürliche Keimbesiedlung des Darmes. Sie enthält außerdem mütterliche Abwehrstoffe, die dem unreifen Immunsystem des Babys helfen, Krankheitserreger abzuwehren. Und ganz wichtig: Muttermilch bietet dem Baby einen gewissen Schutz vor Allergien.
Wie lange sollte man stillen?
Apotheker Schmitt: Idealerweise sollte vier bis sechs Monate ausschließlich gestillt und anschließend neben der Beikost auch weitergestillt werden.
Stimmt es, dass auch Babys, die gestillt werden, täglich Vitamin D-Präparate brauchen?
Apotheker Schmitt: Obwohl Muttermilch die beste Ernährung für Ihr Baby ist, ist sie nicht ganz vollkommen. Muttermilch enthält zu wenig Fluor, Vitamin D und Vitamin K. Vitamin K ist für die Blutgerinnung wichtig. Es wird nach der Geburt und bei den ersten Untersuchungen vom Arzt gegeben. Vitamin D ist wichtig für die Entwicklung der Knochen. Fluor ist wichtig für die Stärkung der Zähne. Deshalb gilt: Ob Stillen oder Flasche – die tägliche Gabe von Vitamin D zur Vorbeugung von Rachitis ist im ersten Lebensjahr unbedingt notwendig. Vitamin-D-Präparate gibt es meistens in Kombination mit Fluorid, das zur Vorbeugung gegen Karies empfohlen wird. Die Tabletten können auf einem Löffel in wenigen Tropfen Muttermilch oder Wasser aufgelöst und anschließend gefüttert werden.
Viele stillende Mütter befürchten einen Schaden für ihr Kind, wenn sie während der Stillzeit Arzneimittel einnehmen. Muss eine Mutter das Stillen sofort beenden, wenn Sie Medikamente einnimmt?
Apotheker Schmitt: Wenn Sie in der Stillzeit erkranken und eine medikamentöse Therapie erforderlich ist, so gibt es für fast alle Indikationen ein stillzeitgeeignetes Arzneimittel. Sprechen Sie mit Ihrem Arzt und mit Ihrer Apothekerin oder Ihrem Apotheker darüber, sie werden Sie gerne genauer informieren. Über die Therapie von Schwangeren und Stillenden entscheidet aber immer der Arzt.
Abgesehen von Medikamenten – worauf sollten Stillende beim Essen achten?
Apotheker Schmitt: Stillende Mütter sollten zum Schutz ihres Kindes auf einiges verzichten – aber viele Genüsse sind ohne Gefahr fürs Baby erlaubt. Auf Alkohol sollten Sie während der Stillzeit verzichten, denn Alkohol geht direkt in die Muttermilch über. Verzichten Sie weiterhin auf das Rauchen, denn Nikotin wandert ebenfalls in die Muttermilch. Sorgen sie auch dafür, dass andere Personen nicht in der Gegenwart ihres Babys rauchen, denn das "passive Rauchen" ist schädlich. Essen Sie über den Tag verteilt 5 bis 6 kleinere Mahlzeiten. Zwei bis drei Tassen Kaffee oder Tee können Sie ohne Weiteres genießen. Meiden Sie scharfe Gewürze oder stark gewürzte Gerichte. Essen Sie keine blähenden Speisen und kein rohes Fleisch, keinen rohen Fisch und keine rohen Eier oder Speisen daraus (z. B. Tiramisu). Für weitere Tipps stehen Ihnen die Apothekerinnen und Apotheker in Bayern gerne zur Verfügung.