Als sich die Delegiertenversammlung am Mittwoch, den 6. November in München traf, ahnte noch niemand, dass sich noch am selben Abend die Ampel-Koalition auflösen wird. Die Schwerpunktthemen waren daher die aktuellen Gesetzesentwürfe des Bundesgesundheitsministeriums, die zum Teil massive Auswirkungen auf die bewährten Apothekenstrukturen haben. Weiteres Thema war die Nachwuchsgewinnung und die geplante Kampagne für Bayern.
Thomas Benkert, Präsident der Bayerischen Landesapothekerkammer (BLAK), ging gleich zu Beginn auf die aktuelle gesundheitspolitische Situation ein. Bisher konnte das Einbringen des Apotheken-Reformgesetzes (ApoRG) ins Kabinett verzögert werden, wie Thomas Benkert betonte und dies nicht zuletzt durch das Engagement der Delegierten, Pressesprecher, Wahlkreisbotschafter und all der Kollegen, die in den Austausch mit der Politik getreten sind. Seitdem die Pläne der Apothekenstrukturreform von Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach bekannt wurden, wurden zahlreiche Gespräche mit Politikern auf Landes- und Bundesebene geführt, um vor den apotheken- und versorgungsfeindlichen Folgen dieser Reform zu warnen. „Apotheken ohne Apotheker – solange diese Position im Apotheken-Reformgesetz steht, müssen wir dieses ablehnen“, so Benkert. „Wir haben eine gut funktionierende Struktur, die sollten wir unbedingt beibehalten.“ Dies stieß auf breite Zustimmung bei den Delegierten.
Benkert betonte in seinem Bericht zudem noch einmal die grundlegenden Forderungen der Apothekerschaft: die Stärkung der Vor-Ort-Apotheken und der damit zwingend verbundenen wirtschaftlichen Stabilisierung durch eine Anpassung der Vergütung. Die Apothekerschaft zeige sich dabei gesprächsbereit insbesondere wenn es um neue Aufgaben, wie beispielsweise die Ausweitung von Impfung in Apotheken oder Präventionsangebote geht. Benkert weiter: „Unsere Argumente und Punkte zur Stärkung der öffentlichen Apotheke müssen in die Wahlprogramme der einzelnen Parteien aufgenommen werden.“ Dass dafür jetzt voraussichtlich viel weniger Zeit bleibt als angenommen, ahnte am Mittwochvormittag noch niemand. Deshalb gilt seit dem Scheitern der Ampel-Koalition nun umso mehr, mit Politikern ins Gespräch zu kommen, ihnen den hohen Stellenwert der Vor-Ort Apotheke für die Gesundheitsversorgung der Bevölkerung zu verdeutlichen.
Ein weiteres Gesetz, welches ebenfalls nicht im Sinne der Apothekerschaft sein kann, ist das geplante Notfallgesetz. Hier warnte Benkert vor allem vor dem Aufbau unnötiger Parallelstrukturen und dem ärztlichen Dispensierrecht.
Darüber hinaus berichtete Benkert über die Resolution der CSU Landtagsfraktion „Apotheken in Bayern schützen“, die folgende Themen umfasst:
- Keine Apotheke ohne Apotheker!
- Anhebung und Reform der Apotheken-Vergütung
- Geeignete Maßnahmen zum Bürokratieabbau
- Novellierung der Approbationsordnung
- Verbot des Versandhandels mit verschreibungspflichtigen Arzneimitteln
- Keine Arzneimittelabgabestellen „light“ in Integrierten Notfallzentren
- Anpassung des Retaxationssystems
„Ganz großes vergelt`s Gott an die CSU, die hinter uns steht. Es ist davon auszugehen, dass sich dies im Wahlprogramm auch wiederfindet“, bedankte sich Benkert bei der Partei.
Nachwuchskampagne Bayern
BLAK-Vizepräsidentin Franziska Scharpf stellte die umfangreichen Maßnahmen der Nachwuchsgewinnung vor. Zusätzlich zur erfolgreichen Kampagne auf Bundesebene mit der Zielgruppe der 15- bis 18-Jährigen, haben sich Bayerische Landesapothekerkammer und Bayerischer Apothekerverband e. V. dazu entschieden, die speziell auf Bayern abgestimmte Kampagne für die Nachwuchsgewinnung – initiiert durch das Bayerische Staatsministerium für Gesundheit, Pflege und Prävention – fortzuführen. Ziel der Kampagne ist es, die bayerischen Apotheken als attraktiven Arbeitgeber zu präsentieren und so eine gemeinsame Arbeitgebermarke zu schaffen. Zentrales Element soll ein Hub mit gebündelten Informationen für Nachwuchs und Apotheker sein. Für die einzelnen Kampagnenmotive werden noch Gesichter gesucht. „Werden Sie Teil der Kampagne und bewerben sich selbst und/oder geben Sie den Aufruf an Ihre Kolleginnen und Kollegen weiter“, bat Scharpf die Delegierten um Unterstützung.
Aus Gesprächen mit den Fachschaftsvertretern und Studierenden weiß Scharpf, dass sich viele auf die Arbeit in der öffentlichen Apotheke nicht genug vorbereitet fühlen. Zudem scheuen sie sich vor der Selbstständigkeit, auf Grund von unsicheren Rahmenbedingungen, der politischen Lage und überbordender Bürokratie. Wichtig wäre es daher, dem Nachwuchs die vielen Möglichkeiten aufzuzeigen, die die Arbeit in der öffentlichen Apotheke bietet, so Scharpf – und dies gilt sowohl für Schülerpraktikanten, Auszubildende als auch die zu Pharmazeuten im Praktikum. Deshalb der Appell von Scharpf gerichtete an alle Kollegen: „Glänzen Sie in Ihrer Apotheke, bringen Sie unseren Nachwuchs zum Strahlen, dann glänzen auch Sie.“