Die Lieferengpässe bei Arzneimitteln bereiten vielen Bürgern Sorgen. Der bayerische Gesundheitsminister Klaus Holetschek und Bayerns Task-Force Arzneimittelversorgung haben nun mit einer Gemeinsamen Erklärung den Druck auf die Bundesregierung erhöht. Darin werden mehrere konkrete Vorschläge zur Lösung der Liefer- und Versorgungsengpässe gemacht. Das würde in der Folge dann auch zu einer Entlastung der Apothekerinnen und Apotheker führen, die aktuell einen hohen zeitlichen Aufwand betreiben, um die Versorgung ihrer Patientinnen und Patienten zu gewährleisten.
Alexander von Waldenfels, Vorstandsmitglied der Bayerischen Landesapothekerkammer und Beiratsmitglied des Bayerischen Apothekerverbandes e.V. sowie selbst Mitglied in der Task-Force, gibt einen Einblick, mit welch großem zusätzlichen Aufwand die Apotheken zurzeit zu kämpfen haben, weil bestimmte Medikamente nicht verfügbar sind. „Wir sind tagtäglich des Öfteren damit beschäftigt, nach wirkstoffgleichen Medikamenten anderer Firmen zu suchen, alternative Packungsgrößen oder Wirkstärken auszuwählen sowie Rücksprache mit den Arztpraxen zu halten.“ Manche Arzneimittel, wie zum Beispiel Fiebersäfte für Kinder, stellen Apotheken zum Teil auch selbst her.
„Es gleicht einer Mangelverwaltung“
Das Apothekenpersonal ist zudem täglich damit beschäftigt, nachzusehen, welche Arzneimittel gerade einmal wieder verfügbar sind, um wenigstens einen kleinen Vorrat zu beschaffen. „Es gleicht einer Mangelverwaltung“, betont von Waldenfels. Seit 2007 leitet er seine eigene Apotheke – eine vergleichbare Lieferproblematik hat er noch nicht erlebt. „Zum Teil sind 350 Artikel nicht verfügbar.“ Mit großem Engagement gelingt es zumeist dennoch, die Patientinnen und Patienten trotz dieser Problematik bestmöglich zu versorgen. Jeden Tag fällt dadurch etwa eine Stunde zusätzliche Arbeit in seiner Apotheke an, erklärt Alexander von Waldenfels. „Hinzu kommt der höhere Beratungsaufwand. Viele Patienten sind verunsichert, wenn sie eine andere Arzneimittel-Packung erhalten oder
die Dosierung angepasst werden muss. Deshalb führen wir ausführliche Gespräche mit unseren Patientinnen und Patienten.“
Als einen wichtigen Punkt nennt von Waldenfels, dass die flexiblen Regelungen zur Arzneimittelabgabe, die im Zuge der Corona-Pandemie eingeführt wurden, durch den Bundestag nun doch bis zum Sommer verlängert werden. Das lässt mehr Handlungsspielraum und ermöglicht den Apotheken weiterhin, im Rahmen ihrer pharmazeutischen Kompetenz ein vorrätiges Ersatzmedikament auszugeben. Eine zeitaufwendige Kontaktaufnahme mit der Arztpraxis, um ggf. sogar eine neue Verordnung zu erhalten, ist somit nicht erforderlich. „Das macht es für alle Beteiligten – Patienten, Ärzte und Apotheker – leichter“, betont von Waldenfels. Eine Frage bleibt aber offen: Wie geht es nach dem 31. Juli weiter?
Nachbesserungsbedarf bei Gesetzesentwurf der Bundesregierung
Bayerns Gesundheitsminister Klaus Holetschek und die Task-Force Arzneimittelversorgung sehen darüber hinaus beim Gesetzesentwurf der Bundesregierung zur Bekämpfung von Arzneimittel-Lieferengpässen dringenden Nachbesserungsbedarf. In ihrer Gemeinsamen Erklärung wird unter anderem darauf hingewiesen, dass pragmatische und unbürokratische Lösungen gefunden werden müssen, um die Liefer- und Versorgungsengpässe bei Arzneimitteln nachhaltig zu bekämpfen: „Praxisnahe Verfahren müssen ermöglicht werden.“ Dass dies funktioniert, zeigte das lösungsorientierte Vorgehen der bayerischen Task-Force vor Weihnachten und bis ins Jahr 2023 bei den zugestandenen Erleichterungen zur Herstellung von Rezepturen im Voraus in Apotheken.
Hier geht es zur Pressemitteilung des Bayerischen Staatsministeriums für Gesundheit und Pflege mit den Maßnahmenbündeln der Task-Force Arzneimittelversorgung zur Bekämpfung der Lieferengpässe bei Arzneimitteln: