Die bayerischen Apothekerinnen und Apotheker haben vieles geschafft in den vergangenen vier Jahren. Auch wenn diese Zeit rückblickend geprägt war durch anhaltende Herausforderungen – Stichworte Apothekenreform und Coronapandemie, um nur zwei konkret zu benennen. Und der Berufsstand hat weiterhin eine Menge vor, insbesondere in Sachen Nachwuchs. So viel wurde klar auf der Delegiertenversammlung der Bayerischen Landesapothekerkammer (BLAK) am gestrigen Dienstag in München zum Abschluss der seit 2018 und noch bis 17. Juni laufenden aktuellen Wahlperiode. Dort gab es auch klare Forderungen an die Politik – unter anderem zur Reform der Apothekerausbildung.
Naturgemäß ist eine abschließende Veranstaltung immer ein Anlass der Rückschau. So nahm BLAK-Präsident Thomas Benkert die anwesenden Delegierten noch einmal mit zurück auf den Weg der vielen Gesetzesinitiativen aus der Ära von Ex-Bundesgesundheitsminister Jens Spahn: von den Änderungsverordnungen zur Apothekenbetriebsordnung und zur Arzneimittelpreisverordnung über das Masernschutzgesetz und das Patientendaten-Schutz-Gesetz bis zum Vor-Ort-Apotheken-Stärkungsgesetz (VOASG), das nach jahrelanger zum Teil äußerst kontroverser Debatte schlussendlich im Dezember 2020 in Kraft trat.
Offensichtlich ist in dieser Bilanz, dass die Apothekerschaft nicht jedes Ziel erreicht hat. Allen voran die umfassende Gleichpreisigkeit von Arzneimitteln auch in der Privaten Krankenversicherung und für Selbstzahler, die im VOASG bekanntlich unberücksichtigt blieb. Und doch gab es auch auf der gesetzgeberischen Ebene eine Reihe von Fortschritten: vom Modellprojekt in der Oberpfalz für die Grippeschutzimpfung in Apotheken über die inzwischen entfristete Botendienstvergütung bis hin zu den mit dem VOASG eingeführten Pharmazeutischen Dienstleistungen – auch wenn hierzu bisher noch keine Vereinbarung zwischen DAV und GKV-Spitzenverband erzielt werden konnte.
Seit Anfang 2020 ist die Reformoffensive aus dem Bundesgesundheitsministerium ohnehin von der Coronapandemie überlagert worden. Den Apothekerinnen und Apothekern im Freistaat und ihrem Personal hat die Bewältigung dieser außergewöhnlichen Krise seit ihrem Beginn bis heute jede Menge abverlangt – bis hin zur Ausstellung von digitalen Impfzertifikaten und zur Impfung gegen COVID-19 in den Apotheken. In jedem Fall konnte der Berufsstand angesichts dieser Herausforderung auch seinen Stellenwert in der Gesellschaft noch mehr verdeutlichen. „Die Kundinnen und Kunden haben gesehen, dass die Apotheken wesentlich mehr können als Arzneimittel abzugeben“, fasste Thomas Benkert gegenüber den Delegierten zusammen.
Erneut dankte der BLAK-Präsident den Mitgliedern für deren unermüdlichen Einsatz. Mit jeweils einem Blumenstrauß dankte Benkert zudem den beiden Vorstandsmitgliedern Elke Wanie und Dr. Doris Unterreitmeier, die nicht wieder für den Vorstand kandidieren werden: „Euch Beiden vielen herzlichen Dank für Euer Engagement und Euren tollen Einsatz für den Berufsstand in den vergangenen Jahren.“
Reichlich Dank vom Präsidenten und Anerkennung von den Delegierten gab es auch für drei Arbeitsgruppen der Wahlperiode: AG Testkauf, AG Ausbildungsapotheke und AG Nachwuchs. Die AG Nachwuchs war zwischenzeitlich von der Coronalage ausgebremst worden, konnte den Delegierten aber jetzt nach erfolgreichen Dreharbeiten im April einen fertigen Clip zur Bewerbung des PTA-Berufs zeigen. Das Kurzvideo ist Teil eines größeren Pakets von Filmen zur Nachwuchswerbung und fand lautstarken Applaus im Publikum. Die AG Nachwuchs soll auch in der kommenden Wahlperiode aktiv bleiben und sich der Diskussion mit den Delegierten stellen.
Erfolgreich abgeschlossen ist demgegenüber die AG Ausbildungsapotheke. Benkert berichtete, dass die Zertifikatfortbildung „Bayerische Ausbildungsapotheke“ mittlerweile mit mehreren Veranstaltungen angelaufen sei. Die ersten entsprechend qualifizierten Ausbildungsapotheken sind bereits über die Apothekensuche auf der BLAK-Homepage zu finden.
Somit war das Thema Nachwuchsgewinnung auf mehreren Ebenen das dominierende Thema der Versammlung. Thomas Benkert, auch amtierender Präsident der Bundesapothekerkammer (BAK), berichtete über den Stand der Dinge bei der angestrebten Novellierung der Approbationsordnung.
Klare Forderungen an die Politik zur Reform der Apothekerausbildung
Auf Basis des Beschlusses der BAK-Mitgliederversammlung zum Positionspapier zur Novellierung der Approbationsordnung vergangene Woche adressierte er klare Forderungen an die Politik. Die Regelstudienzeit müsse auf zehn Semester verlängert werden. Es bedürfe neuer Lehrinhalte, etwa zu computergestützten Verfahren in der Wirkstoffforschung oder zu neuartigen Therapien. Fächer wie Klinische Pharmazie und Pharmakologie müssten gestärkt werden. Ergänzend zum Studium sollen Pharmaziestudierende in Zukunft eine eigenständige wissenschaftliche Arbeit anfertigen.
„Wichtig ist uns, dass der Studiengang bundesweit einheitlich bleibt und mit einem Staatsexamen endet“, berichtete Benkert. „Bei alledem darf weder die Zahl der Studienplätze verringert noch die Betreuung der Studierenden schlechter werden.“ Die Apothekerschaft spreche hierbei mit großer Geschlossenheit und werde mit den genannten Forderungen gemeinsam mit Professorinnen, Professoren und Studierenden an die Politik herangetreten: „Wir arbeiten daran mit Hochdruck!“
In die angeregte Diskussion der Delegierten über das Nachwuchsthema in seinen verschiedenen Facetten mischte sich Benkert mit einem Beispiel aus eigenem Erleben und einem Appell an den Berufsstand. Der Kammerpräsident berichtete von einer seiner Pharmazeutinnen im Praktikum, die die öffentliche Apotheke zunächst nur als Durchgangsstation auf dem Weg in die Industrie betrachtet hatte. Am Ende ihres Praktikums sei die Kollegin begeistert geblieben. „Wir müssen es vorleben“, betonte Benkert. „Wenn wir positive Zeichen senden, können wir auch junge Menschen in die öffentliche Apotheke holen.“
Von der Politik forderte Benkert die Abwendung eines Spargesetzentwurfs aus dem Bundesgesundheitsministerium, der eine Erhöhung des Apothekenabschlags und eine Senkung der Mehrwertsteuer auf Arzneimittel vorsah. Die aktuell bis November befristeten Corona-Sonderregelungen müssten verstetigt werden. „Das zentrale Ziel bleibt die Festigung der ordnungspolitischen und wirtschaftlichen Rahmenbedingungen für die freiberuflich und inhabergeführte öffentliche Apotheke“, forderte der BLAK-Präsident.
BLAK-Geschäftsführer Dr. Volker Schmitt präsentierte den Delegierten die Jahresrechnung 2021, die dieser einstimmig zustimmten. Nach dem Bericht der Kassenprüfer folgte die Entlastung des Vorstands, die ebenfalls einstimmig ausfiel. Ferner beschlossen die Delegierten – wiederum jeweils einstimmig – die vom stellvertretenden Geschäftsführer und Justitiar Klaus Laskowski vorgestellten Satzungsänderungen zur PKA-Prüfungsordnung und zur Entschädigungsregelung für Mitglieder der Prüfungsausschüsse und des Aufgabenerstellungsausschusses für PKA sowie den Erlass einer PKA-Umschulungsprüfungsregelung.
„Herzliches Vergelt‘s Gott an alle Delegierten, besonderer Dank an die Delegierten, die heute zum letzten Mal dabei sind“, sagte Benkert zum Abschluss der Versammlung. „Dank an die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Kammer und an die Geschäftsführung. Ich bedanke mich außerdem bei meinem Vorstand ganz herzlich für die gute und konstruktive Zusammenarbeit in den vergangenen vier Jahren.“