In Deutschland gibt es über 6 Millionen Diabetiker. Das sind mehr Menschen, als Dänemark Einwohner hat. Die allermeisten davon leiden am Diabetes Mellitus Typ 2, im Volksmund auch „Altersdiabetes“ genannt. Bei zu später oder falscher Behandlung können die Folgen gravierend sein, wie etwa Nerven- und Nierenschäden, Erblindung oder Fußamputationen. Vieles davon lässt sich vermeiden, wenn Patient, Arzt und Apotheker optimal zusammenarbeiten. Deswegen wird die Betreuung von Diabetes-Patienten einer der Themenschwerpunkte sein, wenn sich mehrere hundert Pharmazeutinnen und Pharmazeuten am kommenden Wochenende beim Bayerischen Apothekertag in Straubing zur Fortbildung treffen.
„Der Verlauf und die Prognose einer Diabetes-Erkrankung hängen entscheidend vom Verhalten des jeweiligen Patienten ab“, sagt Thomas Benkert, Präsident der Bayerischen Landesapothekerkammer. Ein Drittel der Diabetiker setzt im ersten Behandlungsjahr nur unzureichend das mit dem Arzt vereinbarte Behandlungskonzept um. Diabetiker mit geringer Therapietreue erleben mehr Komplikationen und beanspruchen mehr Ressourcen des Gesundheitssystems, etwa durch vermeidbare Krankenhauseinweisungen oder häufigere Arztbesuche. Die durch Diabetes verursachten Kosten für das deutsche Gesundheitssystem belaufen sich auf über 40 Milliarden Euro pro Jahr. Eine Steigerung der Therapietreue um 10 Prozent reduziert die Versorgungskosten bei Typ-2-Diabetikern um mindestens 8,6 Prozent. „Apotheker können einen wesentlichen Beitrag zur Verbesserung der Therapietreue leisten“, so Dr. Hans-Peter Hubmann, Vorsitzender des Bayerischen Apothekerverbandes e.V. Die Therapietreue verbessert sich, wenn Arzt, Apotheker und Patient eng zusammenarbeiten. Je häufiger Medikamente und je mehr Wirkstoffe eingenommen werden, desto schlechter ist die Therapietreue. Sie wird grundsätzlich besser, wenn so wenig Präparate und Dosen pro Tag eingesetzt werden wie möglich. Wird der Patient aktiv in das Behandlungskonzept einbezogen, verbessert dies ebenfalls seine Therapietreue.
Vor allem bei älteren Patienten birgt die Einnahme vieler verschiedener Medikamente ein hohes Risiko an Neben- und Wechselwirkungen. Spezialisierte Apotheker bieten Diabetikern dazu umfassende Beratungen an. Kammerpräsident Thomas Benkert: „Die Apotheker unterstützen die ärztliche Therapie und Schulung seit langem und sind neben dem Arzt wichtige Ansprechpartner für Patienten. Das dafür notwendige Wissen eignen sie sich in strukturierten Fortbildungen an.“