Sichtbarkeit verstärken, Teamgeist leben, Dialog pflegen: So lauten drei von acht Punkten im neuen Leitbild der Bayerischen Landesapothekerkammer (BLAK), das die Delegiertenversammlung einstimmig verabschiedet hat. Weitere Themen auf der Agenda der Veranstaltung am Donnerstag, 11. November 2021, in München: Der Appell an die bayerischen Apothekerinnen und Apotheker, das vor der Einführung stehende E-Rezept zum eigenen Projekt der Apotheken vor Ort zu machen, ein Plädoyer von BLAK-Präsident Thomas Benkert für eine Corona-Impfpflicht für Heilberufe und der erstmalige Auftritt von Gabriele Regina Overwiening vor den bayerischen Delegierten als ABDA-Präsidentin.
Die Westfälin Overwiening hatte für die Delegierten passenderweise ein Zitat von Karl Valentin mitgebracht: „Die Zukunft war früher auch besser.“ Ein Mutmacher für den Berufsstand, der nach wie vor turbulente Zeiten erlebt mit nicht endendem Pandemiegeschehen, bevorstehender Einführung des E-Rezepts mit Fragezeichen allenthalben und einem politischen Neuanfang auf Bundesebene. Als Zukunftsthemen machte die ABDA-Präsidentin die Stabilisierung der Apotheke vor Ort, den Kampf gegen die Trivialisierung von Arzneimitteln und die Digitalisierung aus. „Es ist wichtig, dass wir nicht nur technisch E-Rezept-ready sind, sondern auch in unseren Köpfen. Love it, leave it or let it!“, sagte Overwiening. „Für die Bevölkerung muss das E-Rezept genauso selbstverständlich zur Apotheke gehören wie das alte rosa Papierrezept.“
Diesen Ball spielte Thomas Benkert im Bericht des Vorstands offensiv weiter in die gesamte bayerische Apothekerschaft. Der BLAK-Präsident berichtete, dass das E-Rezept flächendeckend in 2022 kommen werde, wenngleich nicht unbedingt wie geplant im Januar. Die tatsächliche Einführung werde von den Standesvertretungen mit einer öffentlichkeitswirksamen Kampagne flankiert werden. Bis dahin seien insbesondere die rund 3000 bayerischen Apotheken selbst gefragt, das E-Rezept zum eigenen Thema zu machen und sich darüber kundig zu machen, um die Menschen vor Ort informieren zu können. Benkert warb dafür, Handzettel und Plakate auf Apothekenkampagne.de zu bestellen – bisher sei das noch zu wenig geschehen. „Wir müssen unsere Patientinnen und Patienten abholen in der Apotheke“, appellierte Benkert. Er rief dazu auf, auch die sozialen Medien zur Werbung für und Information über das E-Rezept zu nutzen.
Erneut dankte Benkert dem bayerischen Apothekenpersonal für den unermüdlichen Einsatz zur Pandemie-Bekämpfung und verband den Dank mit der Forderung nach einer Impfpflicht in den Heilberufen. Die Apotheken würden auch in den kommenden Wochen und Monaten gefordert bleiben – schon alleine, um den benötigten Impfstoff auch für die notwendigen Auffrischungsimpfungen bereitzustellen. Es gelte aber, auch jetzt nicht zu verzagen: „Der Theoretiker weiß, wie es geht, aber es geht nicht; der Praktiker weiß nicht wie es geht, aber es geht“, sagte Benkert.
Benkert: Klares Nein zur Vertretungsbefugnis von PTA
Ferner informierte der BLAK-Präsident über das PTA-Reformgesetz und erteilte der jüngst öffentlich diskutierten Vertretungsbefugnis von PTA eine unmissverständliche Absage. „Außerdem ist auch der PTA-Beruf ein Mangelberuf. Ich kann nicht einen Mangelberuf durch einen andere ersetzen", verdeutlichte Benkert.
Er berichtete weiter über den „Runden Tisch“ der Bundesapothekerkammer (BAK) zur anvisierten Novellierung der Approbationsordnung. Teilnehmer sind Professorinnen und Professoren der pharmazeutischen Hochschulen, die Berufsfachverbände der Apothekerinnen und Apotheker sowie der Bundesverband der Pharmaziestudierenden in Deutschland. „Wir brauchen mehr klinische Pharmazie, mehr Sozialkompetenz im Umgang mit Patientinnen und Patienten“, schärfte Benkert, der auch als BAK-Präsident amtiert, die Zielrichtung der Novellierung. „Wir brauchen ein Staatsexamen, das für alle gleich ist. Wir hätten gern einen Apotheker, dem nach dem Studium alle Wege offenstehen.“
Der Präsident berichtete weiter von der an die bayerische Staatsregierung kommunizierten Forderung, im Freistaat mehr Pharmazie-Studienplätze zu schaffen. In jedem Fall werde die Nachwuchsgewinnung in den kommenden Jahren ein bestimmendes Thema bleiben – auf Bundesebene und in den Mitgliedsorganisationen wie der BLAK, so Benkert. Er verwies auf die bestehenden Arbeitsgruppen „Nachwuchs“ und „Ausbildungsapotheke“ der Kammer. BLAK-Geschäftsführer Dr. Volker Schmitt nahm im Bericht der Geschäftsführung auch die Apotheken in die Pflicht: „Wer Arbeitskräfte braucht, muss auch selbst ausbilden!“
Ehrennadel für Siegfried König und Stephan Ott
Die beiden langjährigen Pharmazieräte Siegfried König und Stephan Ott erhielten für ihre Verdienste die „Ehrennadel der bayerischen Apotheker“ von Bayerischer Landesapothekerkammer und Bayerischem Apothekerverband e.V. (BAV) – überreicht von BLAK-Präsident Thomas Benkert und dem stellvertretenden Vorsitzenden des BAV, Josef Kammermeier.
Gegen Ende der Veranstaltung motivierte BLAK-Vizepräsidentin Dr. Sonja Mayer engagiert und erfolgreich die Delegierten, dem Entwurf des Vorstands für ein Leitbild der BLAK zuzustimmen. Der Entwurf wurde einstimmig angenommen. Sie finden die acht Punkte des Leitbilds hier:
Leitbild der BLAK | |
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Expertise teilen | „Wir sind in Bayern einer der ersten und zentralen Ansprechpartner bei allen Fragen rund um Pharmazie und Apotheke. Wir sind leicht erreichbar und stellen fach- und sachgerechte Informationen zur Verfügung.“ |
Sichtbarkeit | „Wir zeigen den Mehrwert von Apothekerinnen und Apothekern für die Gesellschaft. Wir machen unseren Mitgliedern und der Öffentlichkeit die Standpunkte der Apothekerschaft deutlich und stehen für diese ein.“ |
Aufgaben | „Wir gewährleisten ein hohes ethisches und fachliches Niveau in allen Tätigkeitsbereichen. Wir erfüllen die uns übertragenen Aufgaben unter Beachtung des Gebots von Neutralität, Sachlichkeit und Transparenz.“ |
Teamgeist | „Wir erreichen unsere Ziele mit kompetenten, freundlichen und serviceorientierten Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern. Wir bieten ein attraktives Arbeitsumfeld auf modernem Stand.“ |
Dienstleister | „Wir unterstützen unsere Mitglieder und Partner mit Fach- und Sachkompetenz. Wir stehen ihnen beratend auch bei neuen Projekten zur Seite.“ |
Netzwerke | „Wir führen einen konstruktiven Dialog mit allen Partnern. Wir kommunizieren unsere Anliegen zielgerichtet.“ |
Dialog | „Wir schätzen den gegenseitigen Austausch von Gedanken, Erfahrungen und Informationen. Wir achten auf einen respektvollen Umgang miteinander und gehen offen und konstruktiv mit Fehlern um.“ |
Innovationen | „Wir entwickeln den Beruf der Apothekerinnen und Apotheker aktiv weiter. Wir forcieren zukunftsweisende, nachhaltige Ansätze.“ |